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Schlagwort: Papier

Text als Geschenk

Dass Texte ein unvergleichlich wertvolles Geschenk sein können, weiß jeder, der als Kind ein Buch bekommen hat, in das er sich verliebt hat und das er heute noch wie einen Schatz hütet. Auch die Entdeckung eines bestimmten Werks der großen Literatur ist oft eine unvergessliche, lebensbegleitende Bereicherung. Doch Texte können auch auf andere Weise zum Geschenk werden. Dies lernte ich, als ich 12 Jahre alt war. C., die Tochter einer Freundin meiner Mutter, wurde 18, und da ich in unserer Familie von Kindesbeinen an für die private Korrespondenz aller Art zuständig war, schrieb ich die Glückwunschkarte, die sie von uns…

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Meilensteine

Der Fall der Berliner Mauer oder die Anschläge des 11. September sind Meilensteine der Geschichte, die trotz der seither verstrichenen Zeit noch nicht ganz den Sprung in die rein theoretische Welt historischer Begebenheiten geschafft haben: Wer alt genug ist, kann sich in der Regel daran erinnern und weiß noch zu sagen, wo er oder sie war und was er oder sie dachte. Diese Tage sind vergangen, aber lebendig und präsent. Neben solchen übergreifenden Ereignissen kennt jede persönliche Lebensgeschichte ihre eigenen Meilensteine – freudige und traurige, private und berufliche, große und kleine. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit wird mir deutlicher als…

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Die Sucht nach Papier

Dass Schreibende ein wenig „anders” sind, habe ich schon als Kind gemerkt, auch wenn ich es damals sicher nicht mit diesen Worten ausgedrückt hätte. Mein Lieblingsort in der ganzen Stadt war kein Spielplatz, kein Park, kein Schwimmbad, und auch nicht das Haus meines Großvaters oder der Garten einer Freundin. Es war ein Buch- und Schreibwarenladen, ein altes, properes, nach Papier duftendes Geschäft, das nur wenige Schritte von meinem Elternhaus entfernt für mich den Himmel auf Erden darstellte. Ich habe seitdem viele Buchläden und Schreibwarengeschäfte betreten. Etwas Vergleichbares konnte ich nie finden. Es gab dort nichts, was es nicht gab, und…

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Der Briefkasten

In früheren Jahren habe ich meinen Briefkasten geliebt. Er war immer liebevoll, treu und zuverlässig: Jeden Tag aufs Neue – außer an den nicht zuletzt deshalb verhassten Sonntagen – war er voll, jeden Tag aufs Neue brachte er Freude in mein Leben. Er barg jede Menge Briefe aus allen möglichen Ländern, bunte Postkarten und gefütterte Umschläge mit allerlei Überraschungen. Er war mein Reisebüro, meine Wärmespendemaschine und mein Sozialleben. Ebenso liebte ich den Briefkasten, der vor dem winzigen, nur wenige Schritte von meiner damaligen Wohnung entfernt gelegenen Postamt stand: Er verband mich mit allen Menschen, die mir etwas bedeuteten, er war…

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Wie Text zum Projekt werden kann

Textprojekte spielen in unserer Zeit eine verschwindend kleine Rolle. In unserer Welt der Bildchen und Klänge sind sie offenbar wenig attraktiv und nicht medienträchtig genug. Dies gilt insbesondere für den europäischen Raum. Das zwischen Blogosphäre und Realität vermittelnde Buch der Blogger, das ein solches Experiment hätte sein können, war leider an der Unehrlichkeit einer Teilnehmerin gescheitert. Um so erfreuter war ich, in den letzten Wochen, dank des hervorragenden Blogs von Nifty „Notebook Stories“ , drei beeindruckende Aktionen zu entdecken, die Text und Schreiben zum Hauptwerkzeug haben. David verlässt das Haus nie ohne sein Notizbuch. Begegnet er Menschen, die ihm interessant…

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Das private Tagebuch

Der Semainier zu meiner Linken ist voll davon: leere Tagebücher. Einige wurden mir geschenkt, weitere kaufe ich jedes Jahr aufs Neue, als wäre mein Vorrat schon erschöpft oder drohe Gefahr, für die kommenden Monate nicht mehr zu genügen. Mittlerweile sind es dutzende, oft prachtvolle Hefte und Bücher, einige von ihnen in Leder gebunden, die sich immer höher auf den gläsernen Regalböden türmen. Es gibt gute Gründe dafür, sie nicht anzurühren. Die kostbarsten – meist Geschenke lieber Menschen, die meine Leidenschaft für das Schreiben kennen – sind eben das: kostbar und Geschenke lieber Menschen. Sie zu entweihen, kommt mir zwar in…

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