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Gewittertag

Für den Schreibenden ist ein Gewittertag in erster Linie ein Urlaubstag: Der Computer bleibt zu seinem eigenen Schutz ausgeschaltet, eMails müssen geduldig im elektronischen Briefkasten warten. Die Arbeit findet auf Papier statt, das sinnliche Kratzen von Kugelschreiber, Bleistift und Füller ersetzt das nervös fordernde Klicken der Tastatur – das Leben tut es der wärmemüden Luft gleich und atmet durch. Es ist die Gelegenheit, vernachlässigte private Korrespondenz zu erledigen, für die Blogs einen Veröffentlichungsplan aufzustellen, eine Liste der unumgänglichen Weihnachtsgeschenke zusammenzustellen – oder auch Artikel auf Vorrat zu verfassen, damit die Blogs in arbeitsintensiveren Zeiten nicht ganz verwaist bleiben. Alle diese Kleinigkeiten, die Ordnung in Alltag und Gedanken bringen, schaffen den Einklang zwischen der reinigenden Pause, die sich die Natur gönnt, und der Zufriedenheit, mit der der Abend die sanft plätschernde Betriebsamkeit belohnt. Aus der systematischen, beinahe leistungsethischen Zuverlässigkeit von Donnergrollen und lauten Regentropfen erwachsen die Frische aufgeräumter Gedanken und das angenehme Gefühl, nach müheloser Pflichterfüllung unbelastet, gestärkt und positiv gestimmt in den nächsten Tag gehen zu dürfen.