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Abenddämmerung

Der Tag war gleißend heiß und windig. Nach dem sonnigen Überschwang bringt klare Abendluft eine fast vergessen kühle, überraschende Berührung. Weicher Stoff umhüllt ungezwungen die noch duftenden Schultern, der Rücken findet in den warmen Polstern eines schützenden Sessels lässige Geborgenheit. Blaue Schleier verblassen sanft am dunkelfeurigen Horizont, während das Meer die Erinnerung an gegrillten Fisch und herbe Kräuter bis in die Hänge am hinteren Rande der Stadt trägt. Entspannte Stille nährt sich aus dem Klang von Musik, Hupen und Lachen, aus dem Klirren von Gläsern und Besteck, aus der trägen Aufdringlichkeit müde gewordener Fernseher. Das Licht vergeht an den pudrigen Seiten eines alten Buches und der seidigen Spur von Tinte auf dem elfenbeinfarbenen Papier eines Notizbuchs, bevor beide für die Nacht hinter dem Reißverschluss einer großen Strandtasche einen sicheren Hafen finden.04