Die neurobiologischen und psychologischen Aspekte der Entstehung und der Rezeption von Kunst und Text waren bereits Gegenstand von einigen Artikeln in diesem Blog. Tatsächlich bin ich als Textwissenschaftlerin und Linguistin, die sich intensiv mit Hermeneutik, Semiotik und Textpsychologie, aber auch mit forensischer Linguistik befasst hat, immer wieder von den Vorgängen fasziniert, die sich bewusst und vor allem unbewusst abspielen, wenn wir einen Text lesen, eine Landschaft sehen, ein Kunstwerk betrachten. Diese Leidenschaft, verstehen zu wollen, was uns an einem Werk oder einem Ort dazu bringt, uns zu fühlen, wie wir es tun, wenn wir ihm begegnen, zu begreifen und zu vermitteln, was Atmosphäre ist, ist mittlerweile, da die Pfade des akademisch-wissenschaftlichen Lebens nun leider allzu lange hinter mir liegen, vielleicht weniger erforschend denn beobachtend. Es ist der Zauber der stillen Wahrnehmung, des subjektiven Augenblicks, des Erspürens und instinktiven Deutens, der mich immer wieder dazu bringt, im Text Momente zu erfassen und wiederzugeben.
Diesem Thema der unbewussten Wahrnehmung von Text habe ich 2020 ein Projekt gewidmet, das in diesem Jahr endlich nach langen Verzögerungen durch die Pandemie veröffentlicht werden konnte.
Welche Bilder entstehen in unseren Köpfen, wenn wir eine Sprache hören, die nicht unsere ist? An welche Farben, Düfte werden wir durch den Klang fremder Silben erinnert, deren Inhalt wir nicht verstehen? Welche Szenen stellen wir uns vor? Welche Sprachen erleben wir spontan als ruhig, hektisch, hell, dunkel, freundlich, ironisch …? Dieser Frage gehen die „Weltreisen in Klangfarben“ nach – in einem linguistischen Experiment und einer textkünstlerischen Weltreise in 14 Textminiaturen. Für Sprachliebhaber und Textkunst-Sammler.
Das Heft ist HIER oder im Buchhandel unter der ISBN 978-3-758418-04-4 zu erwerben.
Das Projekt fand Erwähnung auf: https://www.eurolanguage-lebensart.com/post/wenn-sprachen-zu-kunst-werden.