Zum Inhalt springen

Kategorie: Künstleralltag

Grün auf Schwarz

Als ich sie zum ersten Mal bemerkte, war es bereits am späten Abend, und die Terrasse, die den Töpfchengarten beherbergt, war in Dunkel getaucht. So hielt ich die zwei kleinen grünen Punkte eher für eine Lichtreflexion auf der schwarzen Erde, die im einsetzenden Frost feucht leuchtete. Dann vergaß ich, bei Tageslicht nachzusehen. Doch sind sie wirklich da, wie ich ein paar Tage später feststellte. Die ersten Spitzen der Schneeglöckchen strecken sich aus ihren Töpfen und begrüßen das Neue Jahr. Zu den ersten Trieben, die ich an jenem Abend entdeckte, haben sich mittlerweile weitere gesellt. Hat das Warten auf den Frühling,…

Kommentare geschlossen

Schneetreiben

Die Stadt versinkt im Schnee. Zum ersten Mal seit Jahren hat es drei Tage lang fast ununterbrochen geschneit. Eine so dichte weiße Decke hatte Münster lange nicht mehr gesehen. Klein, aber beharrlich und fleißig haben sich die Flocken bis in jede noch so kleine Ecke gewagt, bis ihnen nichts mehr widerstand. Auf den pinkfarbenen Alpenveilchen, die auf der Terrasse seit September reich und unaufhörlich blühten, den antiken Regalen des Töpfchengartens und dem Stroh, das die in der milden Novembersonne zu früh gekeimten Tulpen schützt, bilden sie nun ein malerisches Bild. Und doch vermag es die Schönheit des Augenblicks nicht ganz,…

Kommentare geschlossen

Sommer

Mit den ersten wirklich heißen Tagen des Jahres, wenn das Thermometer dauerhaft über 24 Grad anzeigt, beginnt für mich die dunkle Jahreszeit. Tagsüber bleiben Fenster und Jalousien zum Schutz von Computer, Drucker und anderen Bürogeräten, aber auch zur Erhaltung von Konzentration und Arbeitsenergie geschlossen, der nötige Sauerstoff findet erst in den Abendstunden und bis in die Nacht hinein Einlass. Der Kaffeebecher muss weichen, an seinem Platz steht ein Glas, das immer wieder mit reichlich Eiswürfeln und Wasser nachgefüllt wird und an dessen Wänden immer dickere Perlen fleißig heruntertriefen, bis sie schließlich das zum improvisierten Bierdeckel zusammengefaltete Küchenpapier vollends durchweicht haben.…

Kommentare geschlossen

November

Es ist seltsam – wenn die Kraniche kreischend über unsere Köpfe gen Süden ziehen, ist es, so lange ich zurückdenken kann, immer Samstag. Ein merkwürdiger Zufall. Fast zwei Wochen ist es nun her. Ihre Schreie lockten mich vom Schreibtisch, einige Minuten stand ich auf dem Balkon und sah ihnen nach. Erst als der allerletzte verschwunden war, und ich mich anschickte, wieder an den Schreibtisch zu gehen, merkte ich, dass ich lächelte. Jedes Jahr aufs Neue berührt mich das lautstarke Spektakel zutiefst. Es ist ein magischer Moment, immer wieder. Ich kann mich daran nicht satt sehen, nicht satt hören. Sie sind…

Kommentare geschlossen